Otto Eckert (1898-1980)
„Der Grindemoler“
Um den Maler Otto Eckert richtig würdigen zu können, muss man zuerst etwas über den Menschen Otto Eckert wissen.
Seine Welt ist die Natur. Die Landschaft und seine sportliche Lebensweise haben seine Persönlichkeit geformt und seine Anlagen ausgebildet: Herzlichkeit, sportliche Fairness, menschliches Verständnis und Güte.
Seine Bilder sind Ausdruck seines Charakters und seiner Lebensphilosophie: unkompliziert, ästhetisch, naturverbunden. Er hat sich in keine bestehende Kunstrichtungsschablone pressen lassen. Impressionismus, Expressionismus, Kubismus usw. sind für ihn “gekünstelte“ Begriffe und Einteilungen, denen er sich stets entzogen hat.
Immer stärker prägte sich ein eigener Stil in seiner Malerei, den man „idealisierten Naturalismus“ nennen könnte.
Auszüge aus dem Bericht „Der Grindemoler“ von Franz Josef Götz, geschrieben im Jahre 1924.
„... Am molligen Kachelofen des Grindehauses versuchte ich mich in einer grimmigkalten Winternacht nach Art eines Zeitungsschreibers an ihn heranzuschlängeln, fand aber keine Gegenliebe. Von dritten hörte ich nur, dass er der „Moler“ sei.
Da fiel mir ein kleines Blättchen auf, ein Aquarell, bescheiden und anspruchslos auf einen etwas lumpigen Karton geklebt, aber mit einer Liebe und Sorgfalt behandelt bis in die kleinsten und feinsten Details, wie man sie bei den „schmissigen“ und wie sie sich nennen „großzügigen“ Modernen heute vergeblich suchen würde. „Partie am Mummelsee“ stand darunter und als Handzeichen „O.E.“. Und dann ein Winterbildchen, ein Pastell „verglühender Abend“ betitelt. Wie das hinsterbende Licht auf dem Helldunkel des Schnees lag! Wie die schwarzen Schatten an den Berghalden emporkrochen und mit Geisterfingern gierig nach den letzten Goldstrahlen griffen, die da oben jauchzend von Berggipfel zu Berggipfel hüpften: herunter mit euch in unser unheimliches Reich! Wie die vereisten Wettertannen in toten, blaugrünen Tönen vor Frost zu klingen schienen, und über dem Ganzen die erschauernde Stille eines einsamen Winterabends lag.
Ich putzte die Brille, die äußere und die innere, zweimal und dreimal, um das gefühlsmäßige Urteil des Bergfreundes in mir vom kritischen zu trennen – aber ich konnte nicht anders: wer mit so einfachen Mitteln Derartiges erzielte, der konnte etwas, hatte Anspruch darauf, ernst genommen zu werden.“
Die Arbeit im Studio akzeptierte er nur gezwungenermaßen. Die echte Lebendigkeit und das echte Licht seiner Bilder fand er nur beim Malen in der Natur. Auch Schnee und Regen konnten ihn nicht bei seiner Arbeit „unter freiem Himmel“ stören. „Das gehört dazu“ – war immer seine Antwort.
Staffelei, Malutensilien und Rucksack waren sei Marschgepäck, wenn er auf Motivsuche durch Berg und Tal gewandert ist. Sein bevorzugtes Malobjekt war und ist der breite Rücken der Hornisgrinde mit seinen vielfältigen Ausdrucksvarianten. Das brachte Otto Eckert den Beinamen „der Grindemoler“ ein. Dieser Begriff ist inzwischen sein Gütezeichen geworden.
Otto Eckert profitierte von seiner natürlichen Lebensweise. Seine kraftvolle Erscheinung, seinen wachen Geist und seinen herzhafte Humor konnten ihm auch die viele Schicksalsschläge nicht nehmen.
Seiner hervorragenden sportlichen Leistungen und seines robusten Wesens wegen haben viele Zeitgenossen in ihm mehr den Sportsmann als den Maler gesehen. Nur Kenner haben diese Oberflächlichkeit durchbrochen und den Künstler erkannt, der originaler in diesem Landstrich nicht tätig sein könnte.
Seine Werke, oder wie er sagte „Bilder“, hängen in vielen angesehenen Häusern und bei Sammlern in der näheren Umgebung, im In- und Ausland und Übersee.
Otto Eckert – Stationen seines Lebens.
- Geboren am 7.2.1898 in Eriskirch (Friedrichshafen/Bodensee).
- Nach der Primärschule Ausbildung als Graveur, Ziseleur und Modeleur in Esslingen a. Neckar.
- 1916 zum Militärdienst (erster Weltkrieg) eingezogen.
- 1919 mit Rommel (der Wüstenfuchs) im Baltikum.
- 1920-23 Besuch der Kunstschulen in München und Ulm (Prof. Schäfer).
- Studienreisen nach Holland, Belgien, Österreich, Ungarn, Rumänien. Künstlerische Ausbildung bei dem Straßburger Maler Leo Schnugg.
- 1924 das Hornisgrindegebiet kennen- und liebengelernt.
- In Freudenstadt und Allerheiligen als Maler und Sportlehrer tätig. (Zu seinen Schülern gehörte auch der englische Politiker Lloyd George).
- 1939 Schwarzwaldmeister im Skilauf, sowie weitere sportliche Titel und Ehrungen.
- 1942 Militärdienst in Russland (zweiter Weltkrieg). Künstlerische Tätigkeiten während dieser Zeit: Skizzen von der Front, Zeichnungen und Aquarelle von den Menschen und dem Leben in Russland. Ausgestaltung der Soldatenheime in Smolensk und Wjasma mit Motiven aus dem heimischen Schwarzwald.
- 1945 aus russischer Gefangenschaft geflohen und zu Fuß bis nach Hamburg gelaufen.
- 1948-1978 Wiederbeginn in Achern als Maler und Grafiker. Künstlerisch-grafische Arbeiten für die hiesige Industrie und Gewerbe; Etiketten, Urkunden und Plakate gestaltet. Restaurationsarbeiten an den Altarbildern in den Kirchen von Gamshurst, Lauf und Lautenbach.
- 1980 Otto Eckert stirbt am 3. August 1980 in Achern.